Deine Familienplanung ist abgeschlossen und du möchtest die lästigen Gedanken an Verhütungsmittel loswerden? Vor einer Sterilisation schreckst du zurück, weil es ja ein körperlicher Eingriff „da unten“ ist? Mit diesen Problemen bist du nicht allein. Wir möchten dir einen klaren Überblick geben, was eine Sterilisation für Frauen und Männer bedeutet, wie der Eingriff funktioniert und was du im Vorfeld wissen solltest.
Grundsätzlich ist eine Sterilisation bei Frauen und Männer möglich, es gibt aber erhebliche Unterschiede. Bei Experten kannst du darüber mehr erfahren und so eine fundierte Entscheidung treffen. Bei beiden Behandlungen steht am Ende das Ziel, dass keine Schwangerschaft mehr möglich ist. Lass uns gemeinsam einen Blick darauf werfen, was du als Frau und was als Mann zu erwarten hast:
Tuben ist der medizinische Fachbegriff für deine Eileiter und um die geht es beim Eingriff. Sie werden, je nach Verfahren, abgebunden, durchtrennt, blockiert oder verschlossen. Auf diese Weise verhindert das Operationsverfahren, dass deine Eizellen zum Uterus gelangen und dort befruchtet werden. Heute wird der Eingriff meist laparoskopisch oder sogar hysteroskopisch durchgeführt. Ersteres bringt winzige Bauchschnitte mit sich, das zweite Verfahren funktioniert durch die Vagina und den Gebärmutterhals.
Während des Eingriffs befindest du dich in Vollnarkose, sodass du nichts mitbekommst. Nach rund 30 bis 60 Minuten wirst du im Aufwachraum wieder zu dir kommen. Anschließend steht die Erholungszeit auf dem Programm. Es ist wichtig, dass du dich schonst und dir nicht zu viel zumutest. Du wirst leichte Schmerzen verspüren, eventuell sogar Blutungen.
Als Frau hast du bei der Sterilisation einige Nachteile. Der Eingriff ist zwar grundsätzlich nicht schwer, aber doch deutlich invasiver als bei einem Mann. Das bringt mehr Risiken mit sich. Die Gefahr, dass Gewebe oder Nerven verletzt werden oder dass sich die winzigen Schnitte bei der Bauchoperation entzünden.
Wichtig für dich zu wissen: Die Wahrscheinlichkeit, dass du nach einer Sterilisation schwanger wirst, ist gering. Ausgeschlossen ist es aber nicht und dann droht erhöhte Gefahr einer Eileiterschwangerschaft. Da der Weg für die Eizelle in den Uterus blockiert ist, kann sie sich dort nicht einnisten. Das befruchtete Ei bleibt somit im Eierstock und wächst dort heran. Keine Panik, diese Komplikation ist sehr selten, du solltest sie aber nicht außer Acht lassen.
Die Sterilisation beim Mann läuft wesentlich unkomplizierter ab als bei der Frau. Nach rund 30 Minuten bist du fertig und da der Eingriff in lokaler Anästhesie stattfindet, sparst du dir sogar die Nachwirkungen der Narkose. Während der Sterilisation werden deine Samenleiter durchtrennt oder verschlossen. Dadurch verhindert der Arzt, dass deine aktiven Spermien in die Samenflüssigkeit gelangen. Ganz wichtig: Du kannst immer noch „kommen“ und hast auch immer noch einen Erguss. Er ist lediglich nicht mehr fruchtbar, da keine Spermien enthalten sind.
Für die Vasektomie braucht es keine Vollnarkose, eine örtliche Betäubung reicht aus. Wie bei der Frau auch gibt es zwei verschiedene Verfahren. Bei der konventionellen Sterilisation werden winzige Schnitte in den Hodensack gemacht, wodurch die Samenleiter erreichbar sind. Noch weniger invasiv ist die No-Scalpel-Methode. Hier nutzt dein Arzt ein Spezialinstrument und erreicht die Samenleiter durch kleine Löcher.
Viel Erholungszeit brauchst du nicht, ein paar Tage Schonung und gesunde Snacks sind aber trotzdem okay. Lass dich von deiner Frau ein bisschen umsorgen, nach drei bis vier Tagen wirst du aber schon wieder im Büro sitzen können. Sollte es zu Schwellungen und Blutergüssen kommen, die dich stark beeinträchtigen, suche deinen Behandler noch einmal auf.
Grundsätzlich ist es möglich, die Sterilisation rückgängig zu machen. Da auch das wieder ein Eingriff in deinen Körper ist, sollte die Entscheidung sorgfältig überdacht werden. Männer sind im Vorteil, die Vasovasostomie ist deutlich weniger aufwendig als die Refertilisierung bei einer Frau. Das Risiko für eine Eileiterschwangerschaft bleibt auch nach Wiederherstellung der Fruchtbarkeit erhöht. Besser ist es daher, schon im Vorfeld eine sichere Entscheidung zu treffen, um das Verfahren zu umgehen.
Übrigens: Ob du deine Vasektomie noch rückgängig machen kannst, hängt auch von der Zeitfrage ab. Sind weniger als drei Jahre vergangen, ist die Erfolgsquote bei einem seriösen und erfahrenen Behandler hoch (ca. 95 %). Nach ca. 15 Jahren haben sich die Chancen auf 70 % reduziert. Natürlich spielen hier auch individuelle Faktoren, wie die Qualität der Spermien und die Fruchtbarkeit der Partnerin, eine Rolle.
Bei der Refertilisierung ist das Alter der Frau entscheidend. Die Ärztezeitung berichtete, dass die Chancen bei rund 26 % liegen, wenn du bereits das 40. Lebensjahr erreicht hast. Frauen zwischen 20 und 39 Jahren haben hingegen eine 50 %-ige Chance.
Wie so oft zahlst du für den Eingriff als Frau mehr,
mit rund 1.000 Euro ist zu rechnen. Das liegt allerdings nicht am Gender-Pay-Gap, sondern am erhöhten Aufwand des Eingriffs. Du wirst in Narkose gelegt, ein Anästhesist betreut dich und auch die Nachkontrolle kann etwas aufwendiger sein (Ultraschall etc.). Möchtest du den Eingriff irgendwann rückgängig machen, wird der Eingriff sogar noch teurer. Die Kosten für eine Refertilisierung liegen (je nach Behandler und genutzter Methode der Sterilisation) zwischen 2.000 und 6.000 Euro.
Die Vasektomie beim Mann ist günstiger, sie kostet dich zwischen 300 und 600 Euro. Da der Eingriff unkompliziert ist und du nur örtlich betäubt wirst, hast du preislich einen deutlichen Vorteil gegenüber Frauen. Eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse ist nicht möglich, es handelt sich um eine Selbstzahler-Leistung.
Entscheidest du dich, die Vasektomie rückgängig zu machen, sind die Kosten deutlich höher. Auch als Mann musst du zwischen 2.000 und 6.000 Euro rechnen, je nach Aufwand und genutzter Technik.
Obwohl sich die Sterilisation rückgängig machen lässt, ist das Verfahren nicht ganz komplikationslos. Denke vorher genau darüber nach, ob du womöglich noch einmal Mutter oder Vater werden möchtest oder ob die Familienplanung für dich gänzlich abgeschlossen ist. Klar, Ausnahmen gibt es immer, in den meisten Fällen wissen Menschen aber ab einem bestimmten Punkt, was sie für ihre Zukunft möchten.
Besprich dich unbedingt mit deinem Partner, denn auch wenn der Eingriff an deinem Körper stattfindet, ist ein „Miteinander“ bei dieser Frage sehr sinnvoll. Dein Partner kann dich während der Erholungsphase unterstützen und ihr könnt gemeinsam entscheiden, wer den mutigen Part übernehmen soll.
Manchmal liegen medizinische Gründe vor, insbesondere bei Frauen. Wenn du zum Beispiel ein erhöhtes Gesundheitsrisiko im Falle einer Schwangerschaft hast, kann dich die Sterilisation davor schützen. Bist du in einer festen Partnerschaft, kann dein Mann den Part des Operierten übernehmen und dir damit die Last abnehmen. Denk dran, obwohl beide Eingriffe risikoarm sind, erholen sich Männer durch die geringfügige Belastung schneller.
Bevor du den Schritt der Sterilisation gehst, lasse dich immer von einem Experten beraten. Erfahrene Ärzte stehen dir zur Seite und beraten dich nach deinen Wünschen und Bedürfnissen. Ihnen geht es nicht um den „Verdienst“, sondern darum, die bestmögliche Option für dich zu finden. Wir haben für dich noch einmal die 10 wichtigsten Fragen zusammengestellt, die viele Frauen und Männer bei einer Sterilisation haben.
Während des Eingriffs führen weder Tubenligatur noch Vasektomie zu Schmerzen. Nach dem Eingriff kannst du dich unwohl fühlen, bei Frauen kommen die möglichen Nebenwirkungen der Narkose hinzu. Eventuelle Schmerzen lassen sich mit Schmerzmitteln sehr gut kontrollieren und halten nur wenige Tage an.
Die Erholungszeit ist relativ kurz, Männer können nach 3 bis 4 Tagen ihren gewohnten Alltag wieder aufnehmen. In der ersten Woche solltest du auf Sex verzichten, meist gibt dir der Arzt danach wieder sein Okay.
Als Frau solltest du dir 5 bis 7 Tage Schonung gönnen und am Anfang auf Sex und schweres Heben verzichten. Dein Arzt wird dir bei der Nachkontrolle sagen, ob du dich wieder voll belasten kannst.
In der Regel übernehmen Krankenkassen die Kosten für eine Sterilisation nicht. Eine Ausnahme sind medizinische Gründe (primär bei Frauen) oder wenn eine Schwangerschaft ein erhebliches Risiko für dich bedeuten würde. Entschieden wird im Einzelfall und nur auf Antragstellung.
Nach der Vasektomie wirst du als Mann die ein oder andere Spermaprobe beim Arzt lassen müssen. Es wird geprüft, ob noch Spermien im Ejakulat vorhanden sind. Es können mehrere Wochen bis Monate vergehen, bis jegliches Spermium verschwunden ist, solange ist Verhütung wichtig. Bei der Tubenligatur tritt der Effekt sofort ein.
Ja! Obwohl die Sterilisation eine ungewollte Schwangerschaft zuverlässig verhindert, bietet sie keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Bei wechselnden Sexpartnern sind daher immer noch Kondome oder STI-Tests notwendig.
In Deutschland musst du für eine Sterilisation mindestens 18 Jahre alt sein. In jungen Jahren wird der Eingriff manchmal abgelehnt, weil eine endgültige Familienplanung angezweifelt wird. Erst ab einem Alter von 30 Jahren wird die Vasektomie bei Männern ein Thema. Bei Frauen erwarten Behandler ebenfalls vor dem 35. Lebensjahr eine sehr gute Begründung, warum sie sich für den Schritt entschieden haben.
Die wichtigsten Alternativen zur Sterilisation sind Verhütungsmittel wie das Kondom, aber auch hormonelle Möglichkeiten wie die Pille oder eine Spirale. Wenn die Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist, sind diese Methoden zu bevorzugen.
Diese Entscheidung trefft ihr als Paar am besten gemeinsam. Die Vasektomie ist risikoärmer und weniger aufwendig, wird daher oft bevorzugt. Lasst euch beim Experten beraten, um herauszufinden, was für euch die beste Option ist.
Ja, du hast auch nach deiner Vasektomie weiterhin einen Samenerguss, der sich optisch nicht vom „gewohnten Bild“ unterscheidet. Der einzige Unterschied ist, dass nach einigen Wochen bis Monaten keine Spermien mehr enthalten sind.
Habt ihr euch für die Sterilisation als Verhütungsmethode entschieden, muss in der Regel nur einer von euch „unters Messer“. Sprecht miteinander, beratet euch, sucht euch einen Behandler des Vertrauens und trefft dann die Entscheidung für den richtigen Weg.
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